Bingen, 9.05.2023
Bingen, 9.05.2023
Corona, Ukraine-Krieg, Inflation, Migration, Überalterung der Gesellschaft … Die Liste von Krisen und den damit verbundenen Ängsten ließe sich beliebig verlängern. Da nutzt es gar nichts, den Kopf in den Sand zu stecken, vielmehr müssen Strategien im Umgang mit Zukunftsängsten her. In einem kurzweiligen Vortrag ohne „Fachchinesisch“ gab Prof. Pfeifer von der ADG Business School in Montabaur, den Auszubildenden aus den KBM-Klassen 21a, b und c sowie der IK22 entsprechende Tipps. Als Inhaber einer Professur für Finance and Risk in Cooperatives weiß Prof. Pfeifer, wovon und, mit Blick auf seinen beruflichen Werdegang sowie als Familienvater, mit wem er spricht. Seine berufliche Karriere begann er nämlich ebenfalls mit einer Berufsausbildung zum Bankkaufmann. Als Berufsschüler besuchte er seinerzeit die BBS Bingen!
Im ersten Teil des Vortrages ging es um die Bildungsrendite. Ein Investment in die eigene Bildung lohne demnach immer! Insbesondere die Kombination von dualer Berufsausbildung mit Studium in Verbindung mit lebenslangem Lernen biete die Basis für eine Karriere und damit ein dauerhaft sicheres und wachsendes Einkommen. Prof. Pfeifer, der sich als zutiefst optimistisch beschreibt, ermutigte die Azubis, ihre Investition in Bildung fortzusetzen. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sei das damit verbundene Risiko gering. Als Optimist plädiert er dafür, sich nicht den in den Medien und insbesondere in den sozialen Netzwerken, sich inflationär verbreitenden Horrorszenarien nicht permanent auszusetzen. Stattdessen sollte man die dort beschworenen Risiken in erster Linie als Chance und Herausforderung für sein persönliches Bildungsinvestment wahr- und annehmen. Wer dies vergesse, dem drohen Stillstand, Jobverlust und c. p. Altersarmut.
Risiken als Herausforderung zu sehen, dies gelte auch für ökologische Krisenszenarien – allen voran der Klimawandel sowie die Verteuerung fossiler Energieträger, die wiederum erheblichem Maße zur Inflation beiträgt. Doch der Preisanstieg hat auch seine positive Seite, denn er fungiert in dieser Sichtweise als treibende Kraft zum Energiesparen und der Suche nach alternativen umweltfreundlichen Energieträgern bzw. deren Entwicklung, wozu es wiederum kompetenter Fachkräfte bedarf. In seiner Funktion als Nachhaltigkeitsbeauftragter seiner Hochschule und als Privatperson ist Herrn Prof. Pfeifer die Vermittlung der Sichtweise, Risiken als Chance wahrzunehmen, eine Herzensangelegenheit.
„Die Rente ist sicher!“, sagte der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (1935-2020) dereinst. Und in der Tat: Die Rente an sich ist sicher, nicht sicher indes ist ihre Höhe. Wie mittlerweile jeder weiß, reicht es schon lange nicht mehr, sich im Alter auf die Rente als alleinige Einkommensquelle zu verlassen. Schuld daran ist der demographische Wandel. Die Lebenserwartung steigt bei gleichzeitigem Rückgang der Kinderzahl. Diese für den Einzelnen positive Entwicklung, bringt indes den „Generationenvertrag“ aus dem Gleichgewicht, indem eine stets wachsende Rentnergeneration von einer schrumpfenden Erwerbspersonenzahl finanziert werden muss, was sinkende Altersrenten oder höhere Beitragssätze zur gesetzlichen Rentenversicherung zur Folge hat. Daher ist eine zusätzliche private Altersvorsorge ein ebenso wichtiges Investment wie das eingangs beschriebene in die eigene Bildung.
Dazu empfiehlt Prof. Pfeifer im zweiten Teil seines Vortrages die Einrichtung eines ETF-Sparplans. ETF steht für „Exchange Traded Fund“ und stellt einen börsengehandelten Indexfond dar, der im Gegensatz zu aktiv gemanagten Aktien-Fonds die Entwicklung eines Aktienindexes, z.B. des DAX, Dow Jones, Nikkei oder MSCI-World, nachbildet. Der Verzicht auf ein aktives Fondsmanagement führt dazu, dass ETFs wesentlich kostengünstiger sind. In einem anschaulichen Chart erläuterte Prof. Pfeifer, dass es in den letzten 30 Jahren zwar 31 Gründe gegen die Investition in einen ETF-Sparplan gab. Als Gründe gegen eine Investition werden im Wesentlichen befristete Abstürze als Folge ökonomischer oder politischer Krisen genannt. Demgegenüber steht jedoch ein einziger, aber umso gewichtigerer Grund für die Investition in einen ETF, und zwar jener, dass der MSCI-World nach diesen Krisen stets gewachsen ist und so in den letzten 30 Jahren eine Durchschnittsrendite von 5,8 % p.a. verzeichnen konnte! Langfristig rentiere sich also eine Investition in einen MSCI-World-basierten ETF. Wer clever sei, beginne diese Investition daher bereits in frühen Jahren, z.B. mit dem Start der Berufsausbildung in Gestalt eines ETF-Sparplanes. Dies könne anfangs mit einem kleinen Betrag erfolgen, z.B. 50,00 € monatlich, der aber mit zunehmendem Einkommen erhöht werden sollte. Bildungsrendite und private Altersvorsorge ergänzen sich dabei, denn ein karrierebedingtes höheres Einkommen (=Bildungsrendite) erleichtert die Finanzierung höherer Sparplanraten. Und wenn die persönlichen Umstände es erfordern, kann man die Sparrate jederzeit einfach reduzieren oder unterbrechen. Bei zwischenzeitlichen Kursverlusten sollte man zudem den ETF nicht panikartig verkaufen, sondern diese einfach aussitzen, denn es handelt sich, wie bereits erwähnt, um eine langfristige Investition, die kurzfristige Kursverluste kennt und überlebt. Gegen Ende der Berufstätigkeit sollte sich dann ein Vermögen angesammelt haben, das je nach Umfang der Investition die gesetzliche Altersrente ergänzt und vor Altersarmut schützt.
Die BBS Bingen und die Azubis der Klassen KBM21a, b und c sowie IK22 danken Herrn Prof. Pfeifer für die wertvollen Tipps!
Die komplette Präsentation steht hier zum Download zur Verfügung.
(Verfasser: Sascha Tiede)