Berufsbildende Schule Bingen



Berufliche Bildung in der neuen Binger Partnerstadt Anamur

Auf Einladung des neuen Oberbürgermeisters der Stadt Bingen, Herrn Thomas Feser, hatte ich gemeinsam mit drei Vorstands-Mitgliedern des Freundeskreises Bingen– Anamur e. V. Gelegenheit, ihn vom 23. bis 27. August 2012 auf seinem Antrittsbesuch nach Anamur in die Türkei zu begleiten.

Die Binger Partnerstadt mit aktuell ca. 38.000 Einwohnern liegt vis-à-vis der Insel Zypern direkt am Mittelmeer ca. 200 km östlich von Antalya. Sie ist von dort in einer gut vierstündigen Fahrt über eine mehrspurige Schnell- und eine kurvenreiche Küstenstraße zu erreichen. Das Stadtbild ist geprägt von einer Hochhaus-Silhouette mit preiswerten Sozialwohnungen und von zahllosen Gewächshäusern, die vorzugsweise dem Anbau der köstlichen Bananen dienen, für die Anamur wohlbekannt ist.
Bei sommerlichem Wetter mit Tagestemperaturen von bis zu 40° C vermittelte das von Herrn Bürgermeister Mehmet Türe und den Mitarbeitern seiner Stadtverwaltung organisierte anspruchsvolle Besuchsprogramm vielfältige Eindrücke des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens in der Türkei.

Sei es bei dem Treffen mit der Händlervereinigung Anamur oder den Gesprächen mit der dortigen Handelskammer, sei es bei der Besichtigung eines Stausee-Projektes in den Anamur vorgelagerten Bergen oder bei unserem Überraschungs-Besuch einer türkischen Hochzeit – überall schlug uns eine herzliche Gastfreundschaft entgegen.
Diese war geprägt von dem intensiven Bemühen unserer türkischen Gastgeber,
uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen und wenn irgend möglich dabei auf unsere Wünsche einzugehen.

Neben der Stippvisite bei der – auf die Fachbereiche Tourismus und Agrarwirtschaft spezialisierten – Fachhochschule (Anamur Meslek Yüksekokulu) unter Leitung von Herrn Assistenz-Prof. Dr. Akif Altinbiçak war Höhepunkt unseres Aufenthaltes aus meiner Sicht unser Besuch des Anamur Teknik ve Endustri Meslek Lisesi.
Als eine von fünf beruflichen Schulen in Anamur bietet diese Berufsschule ihren ca. 500 Schülern zwischen 15 und 19 Jahren eine vollzeitschulische Ausbildung in mehreren technischen und industriellen Berufen der Elektro-, Informations-, Kraftfahrzeug- und Metalltechnik. Die Ausbildung dauert zwei bis drei Jahre und umfasst im letzten Ausbildungsjahr z.T. auch duale Elemente, erfolgt also in Kooperation mit Betrieben vor Ort. Man habe, so Schulleiter Serafittin Sirin, von Deutschland gelernt …
Gemeinsam mit einigen Lehrkräften des ca. 40-köpfigen – aktuell aber größtenteils noch in den Sommerferien weilenden – Kollegiums seiner Schule bereitete uns Herr Sirin einen sehr freundlichen Empfang. Nachdem er uns an einem Modell die Anordnung der einzelnen Schulgebäude, zu denen auch eine Außensportanlage und ein Wohnheim für Lehrkräfte gehören, erläutert hatte, führte er uns durch eine ganze Reihe von Fach- und Klassensälen.

Insbesondere in den Fachräumen für Elektro- und Informationstechnik spiegelte
sich das erfolgreiche Bemühen von Schul- und Fachbereichsleitung wider, trotz – im Vergleich zu Deutschland – geringer finanzieller Mittel moderne Vorstellungen der Ausstattung einer berufsbildenden Schule umzusetzen und auf dieser Grundlage eine praxisnahe und projektbezogene berufliche Qualifizierung der Schüler zu gewährleisten.
So sind die beiden besuchten Computerlabore mit jeweils 16 Tower-PCs und Flachbildschirmen ausgestattet; ein an der Raumdecke installierter Beamer bzw. ein großformatiger Wandmonitor dienen der Vermittlung fachlicher Inhalte.
Auch die drei besuchten Elektrolabore bieten vielfältige Möglichkeiten, die berufliche Praxis im Fachunterricht abzubilden: Installationswände; Schalttafeln mit mehreren Messvorrichtungen; diverse Haushaltsgeräte für Installations-, Wartungs- und Reparaturübungen.

Dagegen vermittelte das Lehrerzimmer mit seinen an den Wänden platzierten farbenfrohen Sofas den Eindruck der Gemütlichkeit, die auch deutsche Lehrkräfte sicherlich zu schätzen wüssten.

Der Ganztagsunterricht dauert von 08:00 bis 16:30 Uhr einschließlich einer einstündigen Mittagspause, in der sich die Schüler nach Belieben versorgen können, z. B. auch in dem einfach aber zweckmäßig eingerichteten Aufenthaltsbereich, in dem landestypische Speisen zu günstigen Preisen angeboten werden.
Hintergrund unseres Besuches der Berufsschule für technische und industrielle Berufe war die jüngst besiegelte Partnerschaft zwischen den beiden Städten Bingen und Anamur. Die gilt es nun mit Leben zu füllen, möglicherweise durch eine Schulpartnerschaft zwischen dem Anamur Teknik ve Endustri Meslek Lisesi und der Berufsbildenden Schule Bingen. Hier herrschen auf beiden Seiten Offenheit und die Bereitschaft, die Voraussetzungen für eine Partnerschaft genau zu prüfen, in deren Rahmen möglicherweise gemeinsame Projekte bspw. in den Fachbereichen Elektro- und Informationstechnik umgesetzt werden können.
Nachfolgend finden Sie zur Veranschaulichung einige Fotos, die Herr Helmut Irmen, Vorsitzender des Freundeskreises Bingen – Anamur e. V. freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.


Johannes Olliges, Schulleiter BBS Bingen

Hier können Sie sich einige Bilder ansehen:

 

Eingang zur Schule mit deren Namensschild
Modell der Schule
Herr Schulleiter Serafittin Sirin
Schulleiter und Delegation betrachten einen erfolgreichen Wettbewerbsbeitrag der Schule (fernsteuerbares Flugzeug)
Ein Computerlabor
Ein Computerlabor
Ein Wandmonitor
Elektrotechnische Ausstattung
Elektrotechnische Ausstattung
Elektrotechnische Ausstattung
Metallwerkstatt
Kfz-Werkstatt
Kfz-Werkstatt
Allgemeiner Unterrichtsraum
Lehrerzimmer
Schüler-Aufenthaltsraum
Nr. 401 - Übergabe eines Gastgeschenkes