Berufsbildende Schule Bingen



„Fragt uns, wir sind die letzten!“

Eine Überlebende im Gespräch mit der DBOS12

 

Das Bischöfliche Ordinariat Mainz und das Maximilian- Kolbe- Werk organisieren regelmäßig Begegnungen mit Überlebenden der Konzentrationslager und Ghettos in rheinhessischen Schulen. Noch leben schätzungsweise 30.000 ehemalige Häftlinge in Polen und den Ländern der früheren Sowjetunion.

 

Auch die 1934 geborene Henriette Kretz hat den Holocaust überlebt. Der Grund: Immer wieder hilft ein einzelner Mensch. Als die Eltern vor den Augen des Kindes ermordet werden, nimmt eine couragierte Nonne Henriette auf.  68 Jahre später lernen Schülerinnen und Schüler der Dualen Berufsoberschule 12 im Kloster Jakobsberg Henriette Kretz persönlich kennen.      

 

Das Leben als Albtraum- auf der Flucht vor der deutschen Besatzung in Polen versteckt sich die neunjährige Henriette einen Winter lang im stockdunklen Kohlenkeller. Vorausgegangen waren Aufenthalte in Gefängnis und Ghetto, mit denen die glückliche Kindheit ein jähes Ende fand.  Demütigungen, Hunger und die stete Angst, erschossen zu werden, nehmen überhand.  

 

„Lauf Henriette, lauf“- der Zuruf des Vaters verhallt unter todbringenden Schüssen. Gleichzeitig bleiben in der Erinnerung die laue Sommernacht und der klare Sternenhimmel lebendig. Henriette sucht nach Hoffnungszeichen, um aus dem Albtraum aufzuwachen. Sie läuft bis heute und reist durch Europa. Im Gepäck: Die Familiengeschichte, ein Fotoalbum und die Botschaft der Versöhnung. „Hüte euch vor Extremisten“ – warnt sie die junge Generation und setzt ein Zeichen für Toleranz und ein friedliches Miteinander im 21. Jahrhundert. „Ich frage nicht, was du bist. Ich frage nicht nach deinem Hintergrund. Ich frage, wie du bist“.

 

Die Bereitschaft wird geweckt, sich auch heute dem Rassismus zu widersetzen. Danke und auf ein baldiges Wiedersehen im Demokratieunterricht der BBS Bingen Frau Kretz!