Am Ende konnten sie wieder lächeln. Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen, Lehrern und
betrieblichen Vertretern standen Tränen in den Augen, als Herr Daniel Schlich von seinen Erlebnissen
der Flutkatastrophe sprach. Anlass genug für die Auszubildenden der BBS Bingen, ihren Gewinn aus
einem Schulprojekt an die betroffenen Schülerinnen und Schüler der dortigen Berufsschule zu
spenden.
Doch von vorne: Seit dem Jahr 2009 werden an der BBS Bingen die Fachleute der Automatenbranche
ausgebildet. Zunächst an zahlreichen Berufsschulstandorten in Deutschland, ist Bingen eine von vier
Schulen geblieben, die den Nischenberuf ausbildet. Mit zwei großen betrieblichen Partnern vor Ort -
„Löwen Play“ und „Löwen Entertainment“ (ehemals NSM) – werden jungen Menschen kompetent an
Ausbildungsinhalte herangeführt und auf das spätere Berufsleben vorbereitet. An der BBS Bingen
können neben theoretischen Inhalten auch praktische Fertigkeiten geübt und umgesetzt werden. So
betreiben die Automatenklassen unter der Leitung der Lehrerinnen Martina Habig und Isabel Cremer
selbstständig und jahrgangsübergreifend einen Kaltgetränkeautomaten. Bestände werden
kontrolliert, Nachschub bestellt, eingelagert und schließlich per Knopfdruck an die Schülerschaft
verkauft. Gekühlte Getränke sind bei den Mitschülerinnen und Mitschülern beliebt und schaffen
gerade in den Sommermonaten eine erfrischende Abkühlung. Kaufmännische Tätigkeiten zum
Angebotsvergleich, Kassierung, Bestellung und Buchführung gehen Hand in Hand mit der praktischen
Umsetzung. Die Ausbildungsbetriebe bestätigen der BBS Bingen eine hervorragende Verknüpfung
von Theorie und Praxis und loben die verständliche Aufbereitung in diesem Schülerprojekt. Den
erwirtschafteten Gewinn hieraus spenden die BBS-Schülerinnen und Schüler jedes Jahr an eine
gemeinnützige Organisation ihrer Wahl. In diesem Sommer stand schnell fest, an wen das Geld gehen
sollte: „Es gibt Menschen im Ahrtal, die haben alles verloren, müssen aus dem Nichts wieder
anfangen. Unser Beitrag soll nun an sie gehen“, spricht eine der Schülerinnen während der
Spendenübergabe.
Der Kontakt zur Berufsbildenden Schule in Ahrweiler wurde schnell hergestellt und einer der
Berufsschullehrer, Daniel Schlich, berichtet per Onlineschaltung von seinen Erlebnissen an jenem Tag
und in den Wochen danach. Selbst erstellte Fotografien des fast zerstörten Schulgebäudes
untermalen seine dramatischen Worte. Die Anwesenden sind mucksmäuschenstill, jeder hat einen
Kloß im Hals und Tränen in den Augen. Bisher hatte keiner der Binger Schüler direkten Kontakt zu
einem Betroffenen, der aus erster Hand schildert: „Das Gebäude unserer Berufsschule wird
wahrscheinlich erst wieder in Monaten betretbar sein, die Beschaffung unserer wertvollen
Ausstattung kann Jahre in Anspruch nehmen. Eine Kfz-Werkstatt oder einen Pflegeraum errichtet
man so schnell nicht wieder“, Daniel Schlich ist noch immer sichtlich schockiert und sieht sich vor den
Trümmern jahrelangen Aufbaus von Fachräumen und Werkstätten. Zurzeit findet der Unterricht zum
großen Teil online statt. Für die Beschaffung von Tablets und Notebooks soll die Spende eingesetzt
werden. „Viele Schülerinnen und Schüler haben als einziges Endgerät ein Smartphone retten können.
Damit lässt sich aber kein gescheiter Online-Unterricht vollführen“, spricht Daniel Schlich aus seinen
Erfahrungen. Die Auszubildenden der BBS Bingen befürworten diesen Einsatz ihrer Spende und
überreichen den Spendenscheck in Höhe von 2.300,00 € an den Berufsschullehrer aus Ahrweiler. Die
Freude bei ihm ist sehr groß und sein Lächeln steckt alle Teilnehmenden an. „Vielleicht folgen noch
weitere Berufsschulen unserem Beispiel und spenden nach Ahrweiler“, hofft die Binger Lehrerin
Martina Habig.
Artikel: Isabel Cremer
Frau Martina Habig und unsere Schulleiterin Alexandra Land
Zwei AFL-Schülerinnen zeigen den Scheck
Vier AFL-Schüler neben dem Getränkeautomat
Die Schüler mit Frau Habig und Frau Cremer.